Monatsarchiv: November 2012

Fragerunde Nr. 3

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Eine kleine Zwischenmeldung von mir, bevor mein Blog mehr als eine ganze Woche brach liegt:

Momentan schreibe ich (dank meines schlechten Zeitmanagements) mit Hochdruck an meiner wissenschaftlichen Hausarbeit und habe kaum Zeit, mich auf etwas Anderes zu konzentrieren. Gebrannte Mandeln kann ich zwischendurch aber trotzdem für das „Projekt Danke“ machen und verteilen. Nach meinem Abgabetermin am 4.12. werde ich euch ausführlich berichten, wie die Reaktionen der Leute ausgefallen sind und was für Begegnungen ich machen durfte.

Anbei habe ich die Fragen aufgeschrieben, die sich in meinem Postfach angesammelt haben. Habt alle eine schöne Woche mit viel Sonne!

„In deinen Texten schreibst du manchmal, dass du einen Zugang gelegt hast oder wie ich finde sehr verantwortungsvolle Aufgaben übernommen hast. Für „nur“ eine Praktikantin ziemlich viel wie ich finde…
Ich möchte damit keineswegs deine Kompetenzen anzweifeln aber ist das den rein rechtlich gesehen nicht verboten und ziemlich riskant. Könnte ja auh sein, dass da ein Praktikant daher gelaufen kommt, der nicht besonders fix im Kopf ist und erheblichen Schaden anrichtet. Oder wie ich in meinem Praktikum noch keine Vorerfahrungen hatte. Du hattest ja immerhin noch viel Theorieunterricht davor. Gibt diese Ausbildung einem auch die Befugnis für solche Aufgaben?“

Danke noch einmal für deine liebe Mail und deine Frage. Die Ausbildung zum Rettungsassistenten ist in Deutschland (je nach Ausbildungsmodell und Schule) auch in Stufen absolvierbar. Nach der Rettungshelferausbildung, die ungefähr zwei Wochen dauert, macht man eine Zwischenprüfung und ist als Rettungshelfer sozusagen der Assistent des Sanitäters. Der sich anschließende Sanitäterlehrgang dauert ungefähr vier Monate oder länger (je nachdem, ob man einen zusätzlichen Führerschein macht) und ist die häufigste Ausbildung, die die Fahrer des Rettungswagens hinter sich bringen. Legt man noch einmal sechs Monate theoretischen und praktischen Unterricht drauf, kann man das Staatsexamen zum Rettungsassistenten ablegen. Ein RA ist der Assistent des Notarztes, repräsentiert also die höchste nichtärztliche Ausbildung im präklinischen Bereich. Wenn kein Notarzt zur Stelle ist und es nötig wird, Kompetenzen zu überschreiten (was zum Beispiel Medikamentengabe, Intubation etc. umfasst), muss der RA in der Lage sein, diese Maßnahmen auch ohne ärztliche Aufsicht durchzuführen. Deshalb werden angehende RAs im Praktikum auf diese Tätigkeiten vorbereitet und dürfen (im Idealfall unter Aufsicht) Zugänge legen, Medikamente spritzen, Blut abnehmen, intubieren usw. Es kommt aber immer auf die Einstellung der Pflege an, wie viele Aufgaben du übernehmen darfst. Ich hatte das Glück oder das Pech, dass ich auf einer Station war, die mir sehr freie Hand gelassen und wenig Wert auf Betreuung gelegt hat. Ansonsten bewegt man sich häufig in einer rechtlichen Grauzone.

 

Sind in deiner Familie schon viele Menschen gestorben?

Bewusst mitbekommen habe ich nur den Tod meiner Tante. Ich hab sie sehr gern gehabt, sie hatte ein offenes und frohes Wesen. Ich war 14 oder 15, als sie in einem Hospiz an Krebs starb. Kurz vor ihrem Tod habe ich sie noch einmal besucht, das war eine schöne Erfahrung für mich. Schwieriger war der Umgang mit meiner trauernden Mutter, damit war ich etwas überfordert. Sie trauert auf ihre eigene Art und macht vieles mit sich alleine aus, es ist schwer zu akzeptieren, dass man von diesem Prozess ausgeschlossen ist und nichts direkt tun kann, um ihr zu helfen. Kurz vor ihrem Tod hat meine Tante zum Buddhismus gefunden. Manchmal frage ich mich, ob sie vielleicht noch irgendwie in der Nähe ist. Die Vorstellung der Wiedergeburt finde ich schön.

Bist du religiös oder so? Was erzählst du toten Menschen, wenn sie dich fragen, woran du glaubst?

Tote Menschen fragen nicht mehr so viel (hihi), aber sterbende Menschen werde ich auch spirituell begleiten. Ich bin zwar getauft, aber die klassische Agnostikerin. Ich streite theologische Annahmen nicht grundsätzlich ab, weiß aber nicht genau, woran ich glauben soll/kann/darf/will. Die Vorstellung, dass es nach dem Tod irgendwie weiter geht, ist natürlich verlockend. Vermutlich möchte niemand von uns einfach verschwinden, sondern die Gewissheit haben, dass wir der Welt bzw. Nachwelt erhalten bleiben. Mein Freund ist gar nicht religiös und macht oft Scherze über das Christentum und über Gott. Ich muss zugeben, dass ich mich dabei vor lauter Sorge um sein Seelenheil manchmal unwohl fühle und hoffe, dass er dafür nicht in die Hölle kommt.

Wie siehst du aus?

Für solche Fragen empfehle ich dir Chat-Plattformen, die auf solche Arten von Gesprächen spezialisiert sind. Ansonsten habe ich zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase und einen Mund.

Ich hab in Dortmund eine alte Frau gesehen, die kleinen Kindern auf der Straße Kekse geschenkt hat. Warst du das mit deinem Danke-Projekt?

…ich werde im Dezember zwar schon 23, aber als alte Frau hätte ich mich jetzt nicht bezeichnet. Nein, das war ich nicht. Aber lieb, dass du an mich gedacht hast.

Hausaufgaben – „Projekt Danke“

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Heute hatte ich eine Email im Postfach, die mich sehr überrascht hat. Die Koordinatorin des Hospizdienstes hat eine Nachricht an alle Teilnehmer geschickt, die unsere Hausaufgaben für die Woche enthält, in der kein Kurstreffen stattfindet.

„Liebe Kursteilnehmer,

den ersten Schritt in die Sterbebegleitung haben sie vor einigen Tagen gemeinsam mit mir gewagt. Wie Sie sicher schon erahnt haben, geht es in der Begleitung um Nähe und die Fähigkeit, diese Nähe zuzulassen. Das bedarf einiger Übung. Deshalb möchte ich, dass Sie sich folgende Fragen stellen:

1) Wann war ich das letzte Mal wirklich gut zu mir und habe zugelassen, dass ich mich vollends entspanne?

2) Wann habe ich das letzte Mal Hilfe angenommen, ohne mich in der Bringschuld zu fühlen?

3) Wann habe ich mich das letzte Mal für etwas bedankt, das mir viel zu selbstverständlich erschien?

4) Wann habe ich mich das letzte Mal wohlwollend im Spiegel betrachtet und war zufrieden mit dem, was ich gesehen habe?

Beantworten Sie diese Fragen für sich und machen Sie sich einige Notizen darüber. Wenn Sie feststellen, dass Einiges bereits lange zurückliegt, ändern Sie etwas daran. Werden Sie aktiv, gehen Sie auf Menschen zu! Es wird Ihnen gut tun. Wie Sie diese Aufgabe umsetzen, ist Ihnen überlassen. Ich werde auch nichts einsammeln, schließlich sind wir nicht in der Schule.

Ich freue mich auf unsere nächste Kurseinheit nächste Woche und wünsche Ihnen viel Sonne.

Liebe Grüße

Marie“

Ich las die Mail dreimal und dachte dabei über die gestellten Fragen nach. Es war relativ schwierig, sie ehrlich zu beantworten. Wann war ich das letzte Mal bewusst gut zu mir gewesen? Ganz ohne schlechtes Gewissen? Gute Dinge, die man mir tun kann, sind mich lange schlafen lassen, mich an leckeren Sachen riechen zu lassen und mir den Rücken zu kraulen. In dieser Hinsicht bin ich sehr einfach gestrickt. Am liebsten nehme ich einen reifen Pfirsich oder ein Stück sehr dunkle Schokolade in die Hand und rieche minutenlang daran. Essen würde ich die dunkle Schokolade nie, weil alles über 40% Kakaoanteil wie Erde schmeckt. Aber riechen tut sie gut!

Ich lief also gleich in die Küche und roch – in Ermangelung eines Pfirsichs – an einer Birne. Das vertraute Glücksgefühl stellte sich jedoch nicht ein. Auch die dunkle Schokolade machte mich nicht glücklicher. Erst recht nicht, als ich sie mir reflexartig in den Mund steckte. Sie schmeckte tatsächlich nach Erde. Lies den Rest dieses Beitrags

Kurseinheit 1 – das Kennenlernen

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Ich sitze am Küchentisch und habe Bauchweh. Für eine Party heute Abend habe ich als Mitbringsel unglaublich schokoladige Walnussbrownies gebacken, die mir am Rand ein wenig zu fest geraten sind. Also habe ich den Rand aufgegessen, damit ich die Stücke zu hübschen Rechtecken schneiden kann. Leider hat sich der Brownierand nicht mit dem schrecklichen Mittagessen vertragen, das ich nebenbei gekocht habe: Waldpilztütensuppe mit zerbröckelten Klößen. Hoffentlich liest meine Mutter nicht, wie ich mich ernähre, vermutlich wäre sie tieftraurig und betroffen. Ich verlasse mich einfach mal darauf, dass ihr mich nicht verratet.

—-

Gestern Abend stand die erste Kurseinheit des Befähigungskurses an. Den ganzen Tag über war ich nervös und aufgeregt. Was sollte ich tun, wenn die anderen Kursteilnehmer mich nicht mochten? Wie sollte ich auf die Frage antworten, was ich im Kursraum überhaupt zu suchen hatte? Ob die Kursleiter die Leute nach Hause schickten, die zu egoistische Antworten gaben? Oder ob die Atmosphäre gespannt und aufreibend war, weil die Teilnehmer sich mit tragischen Geschichten zu übertrumpfen versuchten? Hatte ich mir eigentlich genug Gedanken darüber gemacht, warum gerade ich Sterbende begleiten sollte? War ich geeignet? Zu unreif? Zu sehr auf meinen eigenen Vorteil bedacht? Hatte ich ein Helfersyndrom und stürzte mich in falsche Nächstenliebe? Grübelte ich zu viel?

Vier Stunden hatte ich noch Zeit, bis der Kurs beginnen sollte. Nach der Uni besuchte ich deshalb meinen Freund in seinem Büro, um mich von seiner ruhigen Art besänftigen zu lassen. Wenn ich in einen Grübelkreislauf rutsche, ist er mein Anker der Vernunft, der mich auf dem Boden hält. Wir überlegten eine Weile zusammen, was wir zu unserem fünften Jahrestag im Dezember unternehmen wollen und welche Reisen wir im nächsten Jahr angehen würden. Da ich den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen hatte, wollte ich danach noch schnell in die Stadt, um mir mein Mittagessen zu kaufen, das gleichzeitig mein Abendbrot darstellen sollte.

Natürlich blieb ich länger bei meinem Freund sitzen, als mein Zeitplan es erlaubte. Deshalb musste ich in die Stadt rennen, um mein Essen und den Bus zu kriegen. Zu Hause bekleckerte ich meine Hose mit der Soße des Mittagessen-Abendbrot-Wraps, aber mir fehlte die Zeit, um mich umzuziehen. Also marschierte ich im Stechschritt zur Bushaltestelle und wischte gleichzeitig an meiner Hose herum. Glücklicherweise landete ich im richtigen Bus zur richtigen Zeit. Es wäre mir wirklich unangenehm gewesen, zur ersten Kurseinheit zu spät zu kommen. Der Kursort lag etwas außerhalb und versteckt, doch mein Navi im Handy lotste mich durch die kleinen und dunklen Straßen bis zu einem großen, kastenförmigen Gebäude. Lies den Rest dieses Beitrags

Momentaufnahme Nr. 2 – Vorfreude und Regeln

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Es ist soweit! Die erste Kurseinheit wartet. Morgen werde ich euch berichten können, wie das erste Treffen der Hospizhelfergruppe war, welche Charaktere mich durch die Ausbildung begleiten werden und wie die Atmosphäre im Kurs ist. Ich bin schon sehr gespannt und aufgeregt.

Die hauptamtliche Koordinatorin hat mir bereits mitgeteilt, dass ich mit Abstand die jüngste Teilnehmerin des Kurses bin. Hoffentlich ist das für die anderen Teilnehmer kein Problem und kein Grund, mich weniger ernst zu nehmen.

Meinem Umfeld gehe ich bereits ein wenig auf den Keks, weil ich ständig die Thematik anreiße.

Meine Freundin Sissi und ich saßen vor ein paar Tagen in der Mensa und aßen veganen Brei. Es ist nicht so, dass ich viel Wert auf vegane Ernährung lege und unbedingt auf Milch, Eier oder Fleisch verzichten muss. Die veganen Gerichte sind in der Mensa schlicht am preiswertesten und relativ verlässlich, da sie immer gleich schmecken. Da gibt es kaum böse Überraschungen, es sei denn, man findet Haare im Essen.

„Jetzt geht es bald los!“, sagte ich fröhlich zwischen zwei Gabeln Brei.

Sissi runzelte die Stirn. „Was geht los?“

„Na, der Sterbebegleitungskurs!“

Müde hob sie die Augenbrauen und nickte. „Wie konnte ich das nur vergessen?“ Nach einer kurzen Pause fragte sie: „Warum machst du das nochmal?“

„Damit ich Menschen dabei helfen kann, in Würde zu sterben.“ Meine Antwort klang eine Spur zu hochtrabend für die Umgebung der Keller-Mensa. Ich suchte nach einer bodenständigeren Erwiderung. „Weil es interessant ist.“

Sissis Lippen kräuselten sich zu einem zögerlichen Lächeln. „Na, ich weiß nicht. Mit sterbenden Menschen könnte ich nicht. Die sind doch meistens total alt, oder? Und können sich kaum noch bewegen. Und sie riechen.“ Lies den Rest dieses Beitrags

Intensivstation – ein feuchter Todeswunsch

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Achtung, dieser Artikel beschäftigt sich mit Suizidalität und Selbstmordabsichten. Menschen, die auf solche Themen empfindlich reagieren, sollten ihn daher nicht lesen.

Das Thema „Selbstmord“ löst für gewöhnlich hitzige Debatten aus. Ist es egoistisch, sich umzubringen, wenn man keine Perspektive mehr für sich sieht? Schuldet man es seiner Familie und seinen engsten Freunden, weiterzukämpfen, obwohl der Horizont hinter der Hoffnungslosigkeit immer weiter in die Ferne rückt? Ist es unser Recht, frei über unser Leben und eben auch unseren Tod zu entscheiden? Oder ist das Leben etwas Unantastbares und liegt außerhalb unserer Entscheidungsgewalt?

Habe ich das Recht, einem fremden Menschen die Entscheidung abzunehmen und über sein Leben zu verfügen? Oder ist es grausam, einfach wegzusehen und der Todessehnsucht freie Bahn zu lassen?

Ich bin niemals wirklich zu einer Antwort gekommen. In der Sterbebegleitung wird jede Art von aktiver Sterbehilfe abgelehnt. Ist man Mitglied in einer Organisation, die aktive Sterbehilfe unterstützt, ist man automatisch und ohne Diskussion von jeder Hospizmitarbeit ausgeschlossen. Dort herrscht die Ansicht vor, dass das Leben weder künstlich verkürzt noch verlängert werden sollte. Dass jeder Tod das Resultat eines natürlichen Prozesses ist.

Was aber ist Selbstmord? Lies den Rest dieses Beitrags

Intensivstation – das Schlauchgeheimnis

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So, nun geht der Sterbebegleitungskurs in weniger als einer Woche bereits los. Ich bin gespannt und langsam ganz schön aufgeregt. Mein Freund ist wieder da und kocht vernünftiges Essen für mich, mit Vollkornspaghetti und Pesto ist also vorerst Schluss! Gestärkt und zufrieden kann ich mich somit wieder meinen Erlebnissen auf der Intensivstation widmen.

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Inzwischen pendelte ich zwischen der neurochirurgischen und der kardiologischen Intensivstation hin und her, weil sich die Pflegeleitung nicht ganz sicher war, wo ich denn nun eigentlich hingehörte. Das Personal auf der kardiologischen Intensivstation wurde ein wenig von den „Neurochirurgen“ belächelt, weil die Fälle dort weniger spektakulär waren. Auf der chirurgischen Station lagen offene Schädeldecken, Gefäße mit Gehirnflüssigkeit und Patienten, die nach ihren Operationen am Gehirn wesensverändert aus dem OP gefahren wurden. Die kardiologische Station hatte größtenteils mit sehr alten Menschen zu tun und kümmerte sich um alles, was nichts mit dem Kopf zu tun hatte. Der Großteil der Patienten lag im Koma, einige waren verwahrlost oder so aufgedunsen, dass man nur mit Mühe die Nase vom Kinn unterscheiden konnte. Ich fühlte mich auf beiden Stationen nicht sonderlich wohl. Was mich am meisten störte, waren nicht die Gerüche oder der raue Umgangston, sondern das Desinteresse und die Ablehnung des Personals, die in der Gegenwart eines ansprechbaren Patienten spürbar wurde.

Auch hier betreuten die Schwestern und Pfleger mehr Patienten, als es eigentlich zulässig war. Teilweise kümmerte sich eine einzige Schwester um vier Intensivpatienten, obwohl normalerweise eine 1:1-Betreuung angestrebt wird. Dementsprechend schlecht konnte auf die Bedürfnisse der Patienten eingegangen werden.

Eines Tages wurde ich einer sehr jungen Schwester namens Janine zugeteilt, die keinen Hehl daraus machte, dass es ihr zu anstrengend war, mir ihre Handgriffe und die Routine zu erklären. Die meiste Zeit über blieb ich mir daher selbst überlassen. Ich sortierte gerade Bettpfannen in die Schränke ein, als ich ein gequältes Stöhnen aus Zimmer Fünf hörte, welches bald darauf in ein ersticktes Gurgeln überging. Ich schloss die Schranktüren und betrat das Zimmer, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Der alte Mann im Bett hatte vor einigen Wochen ein Tracheostoma bekommen, ein Loch in der Luftröhre, über das die Beatmung gesichert werden konnte. Aus der Wunde ragte das Endstück des geriffelten Sauerstoffschlauchs, seine Finger fuhren ziellos durch die Luft. Der Schleim, der in seinem Hals entstand, störte die Sauerstoffzufuhr und erschwerte ihm das Atmen, deshalb musste er regelmäßig abgesaugt werden. Lies den Rest dieses Beitrags

Intensivstation – Der Entertainer

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Die Hälfte meiner Zeit auf der neurochirurgischen Intensivstation lag bereits hinter mir, als ich Gunnar zugeteilt wurde. Gunnar war ein fülliger Mann Anfang Vierzig, der zu jeder Tages- und Nachtzeit ein handbesticktes Taschentuch in den Falten seines Kasacks mit sich trug, um ab und an über seine Glatze zu reiben.

„Das regt die Durchblutung an“, verriet er mir, nachdem wir uns einander vorgestellt hatten. „Das ist gesund und hält jung!“

Er arbeitete neben seinen Schichten im Krankenhaus auf einem Kreuzfahrtschiff als Entertainer. Auf meine Frage, was genau ich mir darunter vorzustellen hätte, vollführte er ausschweifende, theatralische Gesten und rief aus: „Also, das kann ich so nicht beantworten. Das lässt sich nicht erklären, nur erleben!“

Ich nickte und verkniff mir ein Grinsen. Gunnar wirkte wie ein aufgeregtes Huhn mit Glatze. Ich mochte ihn sofort. Die Zusammenarbeit mit ihm war angenehm und unterhaltsam, da er seinen Aufgaben als Entertainer auch zwischen den Krankenbetten nachkam.

„Hören Sie, hören Sie!“, sagte er zu einem alten Mann, der nicht mehr sprechen konnte, mit seinen Augen jedoch aufmerksam das Geschehen um ihn herum verfolgte. „Ich erzähle Ihnen eine Geschichte!“

Der Patient kniff die Augen zusammen und fixierte Gunnar. Er wirkte verblüfft.

„Also…“ Gunnar kicherte. „Ein Patient liegt auf der Intensivstation und hat nicht mehr lange zu leben…“

Ich zuckte die Achseln, als der Blick des Patienten zu mir wanderte und lächelte entschuldigend. Ob der Patient über Gunnars Geschichte würde lachen können? Schließlich lag er selbst ebenfalls auf der Intensivstation und hatte nicht mehr lange zu leben, obwohl die Ärzte planten, ihn in einigen Tagen wieder nach Hause zu entlassen, damit er dort von seinen Angehörigen gepflegt werden konnte. Lies den Rest dieses Beitrags

Momentaufnahme Nr. 1 – Wankelmut

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Vorgestern war ich bei meinem Vorstellungsgespräch für den Katastrophenschutz. Die Zugführer und Gruppenleiter waren unheimlich nett und aufgeschlossen und haben mir sofort Einsatzkleidung und das „Rettungssanitäter“-Schild für den Rücken ausgehändigt. Sie haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie gerne mehr Frauen in ihrer Einsatzeinheit hätten und mir aufgezählt, bei welchen Einsätzen sie bisher mitgewirkt haben.

Die Sanitäter, Helfer und Betreuer innerhalb der Einheit waren ebenfalls sehr nett und haben mich sofort in die Gruppe integriert, ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, unerwünscht zu sein. Die Charaktere der Einheit sind bunt gemischt, jedes Alter ist vertreten. Da gibt es Cordula, die mit Ende Fünfzig in den Katastrophenschutz eingestiegen ist und zusammen mit ihrem Sohn Timmy Einsätze fährt. Mart, der als IT-Fachmann arbeitet und gerade dabei ist, eine Familie zu gründen, Krissy, die seit fünf Jahren ausgebildete Krankenschwester ist und sich bereits zur Gruppenleiterin der Betreuung hochgearbeitet hat und Bea, die bald ihren vierzigsten Geburtstag feiert und als Sekretärin arbeitet.

Der Ton war gewohnt rau und ruppig, wie ich es vom Personal des Rettungsdienstes kannte. Wir lachten viel, aßen Würste (auch das war auf meiner Rettungswache ein alltägliches Ritual) und ich hatte die Möglichkeit, mir die Gerätschaften und Fahrzeuge der Einheit erklären zu lassen.

Nun bin ich im Zwiespalt. In knapp zwei Wochen ist der erste Termin der Ausbildung zur Sterbebegleiterin. Zwei Ehrenämter kann ich unmöglich zeitlich unter einen Hut bringen. Beides erscheint mir wahnsinnig interessant.

Gestern telefonierte ich mit meinem Freund und erzählte ihm von meinen Entscheidungsschwierigkeiten. Lies den Rest dieses Beitrags

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