Archiv der Kategorie: Sonstiges

Reiseschnappschuss – Der Heißhunger des Bear Grylls

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Ich habe mit meinem Freund schon viele Formate gesehen, über die man eigentlich nur grinsen und den Kopf schütteln kann. „Sailor Moon“, „Schwiegertochter gesucht“, die „Promi-Kocharena“…und unter anderem auch „Man vs. Wild“ mit Bear Grylls, einem Überlebenskünstler, der jedoch mehr für seine TV-Skandale bekannt ist als für seine Fähigkeiten. Was auch immer auf den Wegen kriecht oder krabbelt, sollte es bei drei nicht unter der Erde oder außerhalb der Reichweite von Bears Fingern gehuscht sein, steckt er es sich in den Mund und kaut mit gequält männlichem Gesichtsausdruck darauf herum. Möglichst ohne die Lippen dabei zu schließen, damit man auch sieht, was er da verspeist und sich daheim auf dem Sofa gruseln kann.

In den letzten zwei Monaten, in denen wir jetzt in Südostasien unterwegs sind, habe ich häufig an Bear Grylls gedacht. Nicht unbedingt, weil er sich vor der Kamera auch gern auszieht und oben ohne durch das Unterholz sprintet, sondern eher, weil ich ihn gerne neben mir zu sitzen hätte.

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Momentaufnahme Nr. 14 – Fernweh

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Nanu? Was ist denn das? Etwa ein neuer Artikel nach einer unverschämt langen Pause? Vom anderen Ende der Welt und aus heiterem Himmel?

Ja, genau so ist es!

Hallo, ihr Lieben! Hoffentlich geht es euch gut und euer Leben verläuft so, wie ihr es euch zu Jahresbeginn ausgemalt habt (ein frohes neues Jahr im Nachhinein übrigens!).

Ich bin nach zwei Monaten Thailand und Vietnam in Laos angekommen, als Nächstes steht Kambodscha auf dem Plan. Mein Freund und ich haben beschlossen, uns ein halbes Jahr freizunehmen, um uns die Welt ein wenig anzusehen. Also durchqueren wir Südostasien und anschließend Australien und Neuseeland. Jedenfalls haben wir das vor, allerdings könnten uns die Finanzen auch vorher einen Strich durch die Rechnung machen.

Was ist inzwischen bei mir geschehen, das ich noch ausführlich aufschrieben muss?

  • Ich habe den Hospizkurs abgeschlossen und bin nun zertifizierte Sterbebegleiterin.
  • Ich habe meine Großmutter über ihr Leben in der Kriegs- und Nachkriegszeit interviewt.
  • Ich habe mich auf Spiritualität getestet und bin gescheitert.
  • Meine Artikelentwürfe über die Intensivstation, den OP und den Kreißsaal stapeln sich ungelesen in den Tiefen meines Laptops.

Es hat mir unglaublich gut getan, ein wenig Abstand von allem zu haben, durchzuatmen und ins Flugzeug nach Ganzweitweg zu steigen. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt ich nach dem Studium war und wie sehr ich mich selbst mit Fragen gequält habe, die ich nicht beantworten kann. Ich sehe vieles jetzt klarer und in anderem Licht, meine Zukunft macht mir keine Angst mehr, ich freue mich auf sie.

In den letzten Wochen habe ich andere Lebensweisen kennengelernt, andere Sitten und Gebräuche, andere Einstellungen, was das Sterben und Wiederkehren angeht. In den Alltag eingewebten Glauben und spirituelle Zeremonien abseits der Routine. Und ich stelle immer wieder fest: Religion kann etwas Schönes sein. Die Art, wie mit dem Andenken an die Ahnen in den vietnamesischen Familien umgegangen wird, ist rührend und fremd zugleich. Die thailändische Einstellung zum Tod eine andere, die laotische Geschwindigkeit auf den Lebenswegen langsamer.

Es ist interessant und inspirierend, den Menschen hier beim Leben zuzusehen, Eindrücke und Lächeln zu sammeln, die Augen zu öffnen und sie offen zu lassen.

Ich entdecke neue Seiten an meinem Freund. Ich wusste nicht, dass er sich dafür begeistern kann, minutenlang vor einer Blüte zu sitzen und sie aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren, bis er ihre Farbe und Form perfekt eingefangen hat. Seine Geduld für Schönes war mir bisher unbekannt. Ich entdecke neue Seiten an mir. Ich wusste nicht, dass ich scharfes Essen ein bisschen mögen könnte und so furchtbar schlecht im Feilschen bin.

In vier Monaten kehre ich nach Hause zurück und es gibt Momente, in denen ich meiner Heimkehr entgegenfiebere. Andererseits denke ich manchmal, dass der Alltag noch ein wenig länger warten könnte. Ich bin angenehm hin- und hergerissen zwischen neu erwachendem Ehrgeiz und neugierig wunderbarer Faulheit. Wenn ich zurückkomme, trete ich den Hospizdienst an, beginne mein Masterstudium in Berlin und suche mir ein schönes Fleckchen, um dort mit meinem Freund zu wohnen.

Meinen Blog habe ich jedenfalls nicht vergessen und euch auch nicht. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und freue mich darauf, dass wir bald wieder voneinander hören!

Viele liebe Grüße aus Laos!

 

Alina

Momentaufnahme Nr. 13 – Mein Wert, mein Weg, mein Wunsch

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Seit ich meine Abschlussarbeit abgegeben habe und über 600 Kilometer zwischen meinem Freund, meiner alten Heimat und mir liegen, habe ich viel Zeit. Natürlich nutze ich diese Zeit oftmals sehr unproduktiv. Ich schaue mir Serien an, trinke dabei Tee, telefoniere mit Freundinnen, unternehme Shoppingausflüge mit meinen Schwestern und schlafe. Zwar arbeite ich bei meinem Vater in der Firma mit und bin deshalb tagsüber viel und lange unterwegs, doch die Abende, die ich normalerweise mit meinem Freund verbracht hätte, nutze ich nach dem Studium gern zum Nichtstun. Seit einigen Tagen bin ich damit jedoch unzufrieden. Manchmal braut sich in meiner Brust ein solcher Druck zusammen, dass ich freiwillig Fachliteratur zum Thema Konstruktionsgrammatik lese, damit ich das Gefühl habe, etwas Sinn- und Anspruchsvolles getan zu haben. Es ist, als könnte ich mich selbst nicht in Ruhe lassen, als müsste ich meinen Wert darüber definieren, was ich den lieben langen Tag tue oder eben unterlasse. Lies den Rest dieses Beitrags

Ein kleines Lebenszeichen

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Hallo, ihr Lieben!

Ich melde mich nur kurz zu Wort, um euch Bescheid zu geben, dass mein Herz noch schlägt, mein Laptop noch blinkt und mein Kopf an neuen Artikeln arbeitet. Leider beansprucht mich meine Bachelor-Arbeit noch bis Ende September, bis dahin wird hier kaum etwas Neues zu lesen sein. Aber im Oktober habe ich ein neues Interview, die zehnte Kurseinheit und einen Artikel über abschiedliches Leben für euch. Das ist etwas, über das ich bereits mehrfach in den letzten Wochen gestolpert bin und was mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Außerdem möchte ich in den nächsten Interviews vermehrt der Frage nachgehen, ob unterschiedliche Religionen oder Lebenseinstellungen die Angst vor dem Tod vermindern können oder ob die diffuse Panik vor dem Ende immer bleibt. Zu guter Letzt ist da meine Beinahe-und-fast-Nahtod-Erfahrung-wenn-man-es-übertreiben-möchte, von der ich euch erzählen muss.

Über eure lieben Kommentare und die treuen Besuche auf meiner Seite habe ich mich sehr gefreut, dafür möchte ich mich noch einmal bei euch bedanken. Schön, dass ihr zu mir gefunden habt! Ich hoffe, dass wir noch ein gutes Stück Weg gemeinsam gehen können.

In den nächsten Tagen habe ich ein Gespräch mit einem Hospizdienst in Berlin, um auszuloten, ob ich meine Ausbildung in Aachen oder in Berlin beenden werde. Darauf bin ich sehr gespannt!

Ich wünsche euch einen schönen September mit wenig Regen, viel Sonne und vielen schönen Momenten!

Liebe Grüße

Alina

Momentaufnahme Nr. 12 – Wie eine Schachtel Kekse

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Kennt ihr das, wenn ihr um eine angebrochene Keksschachtel herumschleicht und einfach nicht damit aufhören könnt, an ihr herumzuzupfen und sie anzustarren? Oder wenn ihr im Geschäft erst einmal den Fehler gemacht habt, die schönen Ohrringe in die Hand zu nehmen und anschließend die Finger nicht mehr von den glitzernden Steinen lösen könnt?

So geht es mir mit diesem Blog. Ich habe viele sehr nette Emails bekommen und wurde wiederholt gebeten, das Schreiben wieder aufzunehmen. Seitdem klicke ich die Seite an, starre auf die Buchstaben, bis sie bunt durcheinanderwirbeln und drücke das Fenster wieder weg. Bis ich die Seite wieder aufrufe, um das Spiel erneut zu spielen.

Du kannst natürlich mit dem Bloggen aufhören, weil du dich erschreckt hast, dass das alles doch nicht so anonym ist, wie du geglaubt hast, schrieb ein Leser, der sowieso gerne in einen predigend-charmanten Tonfall verfällt. Aber wenn du nicht weiterschreibst, wer dann? Über die Sterbebegleitung gibt es bisher zu wenig.

Das ist richtig. Und es war einer der Gründe, weshalb ich mit dem Schreiben dieses Blogs begonnen habe. Mir wurde gesagt, dass es normal ist, manchmal alles hinwerfen zu wollen und die Seite monatelang unangetastet im Internet schweben zu lassen. Dass es keine Schande ist, mal für ein paar Wochen nicht zu schreiben und sich danach mit einer fadenscheinigen Ausrede zurückzumelden. Es geht eigentlich nicht darum, wie oft man in seinem Blog schreibt, sondern nur darum, ob man hinter den Dingen steht, die man von sich gibt. Und ich möchte hinter dem stehen, was ich schreibe.

Deshalb sollte es mir egal sein, ob jemand aus meinem Bekanntenkreis mitliest, ein Familienmitglied oder eine andere Kursteilnehmerin. Vielleicht sind meine Texte keine Bedrohung, sondern vielmehr eine Chance, die Kontakte auf eine neue Ebene zu heben und die alltägliche Kommunikation in neue Wege zu leiten. Wer weiß schon, welche Wellen sein Verhalten schlagen wird, bevor er es ausprobiert?

„Du bist launisch“, sagte mein Freund, als ich in den letzten Tagen immer wieder von diesem Thema anfing. „Mach doch einfach und denk nicht so viel.“

Einfach gesagt. Und – wenn ich ganz ehrlich bin – auch einfach umgesetzt. Ich muss mich nur an meinen Laptop setzen, meine Finger auf die Tastatur legen und schreiben.

Einfach nur schreiben. Und das werde ich auch tun.

Aber ohne das bisherige Versteckspiel, ohne das Pseudonym Pinchen.

Mein Name ist Alina. Und ich freue mich darauf, euch zwischen diesen Zeilen neu zu begegnen.

Ein kleiner Abschied – nicht für immer

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Hallo, ihr Lieben.

Wie ihr sicher gemerkt habt, komme ich immer seltener dazu, Artikel für diese Seite zu schreiben. Das liegt zum Teil daran, dass ich momentan meinen Umzug nach Berlin plane und gleichzeitig an meiner Abschlussarbeit schreibe. Nebenbei möchte ich viel Zeit mit meinem Freund verbringen, weil wir für die nächsten sechs Monate eine Fernbeziehung führen müssen. Solange, wie sein Arbeitsvertrag im Westen noch läuft und ich bereits wieder in Berlin lebe.

Den Befähigungskurs zur Sterbebegleiterin möchte ich nach Möglichkeit weiter besuchen und auch im November zu Ende bringen, dafür schiebe ich auch meine Praktikumspläne nach hinten.

Nun ist aber etwas Entscheidendes passiert, was mich daran hindert, hier ungehemmt meine Erfahrungen mit euch zu teilen: Eine der Kursteilnehmerinnen liest meinen Blog und hat mich auf die Parallelen zu unserem Kurs angesprochen.

Ich hätte niemals gedacht, dass jemand aus meinem Umfeld zufällig auf meiner Seite landen könnte. Allerdings gibt es so wenig Blogs zum Thema Sterbegleitung, dass ich es eigentlich hätte erahnen können. Das Internet ist zu groß, zu weit, zu tief, als dass man auf etwas stoßen könnte, was mit dem eigenen Leben so direkt verbunden ist. Dachte ich.

Diese Seite ist damit kein Rückzugsort mehr für mich.

Ich ertappe ich immer häufiger, dass ich meine Gedanken nicht mit meinen eigenen Empfindungen analysiere, sondern stattdessen fremde Perspektiven einnehme. Kann ich das so schreiben oder fühlt sich XY dann angegriffen? Was würde meine Familie von mir halten, wenn ich an dieser Stelle wirklich so ehrlich bin?

Ich werde meine Erfahrungen mit dem Tod weiterhin aufschreiben, aber nicht mehr ohne Weiteres zugänglich machen. Wer weiß, vielleicht nutze ich die zwei Monate Zeit zwischen Studium und Praktika, um alles in Ruhe aufzuschreiben und dann komprimiert als Erfahrungsbericht zu veröffentlichen, vielleicht sogar in Form eines Manuskripts. In letzter Zeit habe ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, mich am Medium Buch zu versuchen, vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.

Es gibt noch so viele Berufsgruppen, denen ich Dankestüten schenken wollte, so viele Menschen, die ich interviewen und von denen ich erzählen wollte. So viele Erlebnisse, denen ich Gesichter verleihen und Orte, denen ich Stimme geben wollte.

Das werde ich auch tun, aber woanders. Zuerst einmal in meinem Kopf. Wohin das führt, weiß ich noch nicht so genau, aber das ist auch das Schöne an der Sache.

Euch wünsche ich alles Liebe und Gute in eurem Leben, bis sich unsere Wege wieder kreuzen, denn das tun sie sicher. Ich möchte mich bei allen bedanken, die in diesem Blog gelesen, kommentiert und nachgedacht haben. Es hat mir großen Spaß gemacht, mich mit euch auszutauschen und mich mit euren Meinungen und Erlebnissen auseinanderzusetzen. Ihr habt dem Internet mehr Farbe gegeben und es zu einem schönen Ort für mich gemacht.

Vielen, vielen Dank dafür!

Liebe Grüße

Pinchen

Momentaufnahme Nr. 11 – Die Kunst des langsamen Laufens

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Hallo, ihr Lieben!

Nach einer Phase voller Arbeit und Uni melde ich mich von Berlin aus zurück. Ich besuche meine Familie, da der Abiball meiner Schwestern ansteht und alle meine Geschwister und Eltern geschlossen mitgehen.

Ich habe in den letzten Tagen ein Interview mit einer Frau von der Notfallseelsorge im Telefondienst geführt, eine weitere Kurseinheit hinter mich gebracht und Bewerbungen geschrieben. Nach meinem Abschluss würde ich gern ein Praktikum machen, um zu sehen, wohin es mich treibt. Ich habe zu Hospizdiensten in der Hauptstadt Kontakt aufgenommen, weil es momentan so aussieht, als könnte ich den Hospizkurs durch die große Entfernung nicht zu Ende bringen. Das wäre unglaublich schade, deshalb hoffe ich, dass ich parallel bei einem anderen Dienst in einen bereits laufenden Kurs einsteigen kann, um den Abschluss noch zu schaffen, bevor es in ein Masterstudium geht.

Ich kann mir vorstellen, dass die Koordinatoren davon nicht allzu begeistert sein werden, wenn jemand Fremdes dazustößt, doch ich hoffe einfach mal, dass es irgendwie klappt, ansonsten muss ich eine andere Lösung finden.

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, dass mich seit frühester Kindheit begleitet und noch immer großen Einfluss auf mein Erleben hat.

Euch wünsche ich eine schöne Woche mit ganz viel Sonne!

—-

Wenn ich im Buchladen stehe und Biographien von fremden Menschen in der Hand halte, denke ich manchmal darüber nach, wie meine eigene Lebensgeschichte in Buchform aussehen würde. Ich male mir den Buchdeckel aus, auf dem in meiner Fantasie meist Schwarz-Weiß-Fotografien von Kleinigkeiten des Alltags abgebildet sind. Ein Straßenschild, das mir regelmäßig das Haus einer guten Kindheitsfreundin ankündigte. Oder ein Gullideckel, auf dem ich als Kind mit einer anderen Freundin stand, um Geheimnisse auszutauschen und Pläne zu schmieden. Oder die Tür meines alten Zimmers, die ich in meiner Pubertät mit Fotos, Malereien und Sprüchen zupflasterte. Meine Schublade, in der alle meine Familienfotos und ungeöffneten Briefe liegen.

Kleine Dinge, über die ich im Alltag stolpere und die mich innehalten lassen. Fest steht aber bereits der Titel des imaginären Buches.

Die Kunst des langsamen Laufens. Lies den Rest dieses Beitrags

Gedankenspiel – Manchmal

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Hallo, ihr Lieben!

Ich sitze seit heute Morgen am Laptop und arbeite einen Entwurf meiner Abschlussarbeit aus. Zwischendurch klicke ich (quasi in den kreativen Pausen) immer mal wieder durch alte Ordner und bin auf einen Wust an Erzeugnissen gestoßen, die unter dem Titel „poetische Stolpereien“ abgespeichert sind. Zu einigen fühle ich heute kaum noch Kontakt, die meisten dieser gedichteähnlichen Texte habe ich noch zu Schulzeiten geschrieben. Als ich ein paar Strophen las, hatte ich ein wenig das Gefühl, mit meinem jüngeren Ich in einen Dialog zu treten. Viele der Schriften sind sehr melancholisch und traurig, gern hätte ich mein kleines Ich an der Hand genommen und ihm gesagt, dass das Leben nicht so dunkel ist, wie es auf dem Papier aussieht. Aber irgendwie hat es mich auch gerührt. Besonders dieses Stück Jugend mit dem Titel „Manchmal“, deshalb würde ich es gern mit euch teilen. Viele Grüße also von meinem sechzehnjährigen Ich und mir.

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

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Manchmal fühle ich mich weit weg und irgendwie fremd. Dann frage ich mich, ob es in Ordnung ist, wenn ich zwei Tage am Stück damit zufrieden bin, Musik zu hören, meinen Gedanken nachzuhängen und mir selbst Gesellschaft zu sein. Sollte ich nicht lieber Kontakt suchen, in die Sonne gehen, an den Strand fahren, Alkohol trinken? Ich bin aber gern mit mir allein und habe trotzdem Angst im Dunkeln. So bin ich doch viel menschlicher.

Manchmal sehe ich in den Spiegel und suche mein Gesicht im Glas. Alles was ich sehe, ist ein Mädchen mit beißenden Augen voller Hunger. Dann wende ich den Blick ab und denke mir meine Züge einfach aus. So bin ich doch viel schöner.

Manchmal lausche ich in meinen Kopf hinein und höre lautes Getöse. Es rauscht und lärmt und tobt. Dann schalte ich die Welt aus und schließe die Augen, um mich einfangen zu lassen. So ist es doch viel weicher.

Manchmal verrenke ich Geist und Glieder, um die Menschen ein schönes Bild von mir zeichnen zu lassen. Damit sie mir auf die Schulter klopfen, meinen Scheitel tätscheln und den Abstand verringern. So ist es doch viel wärmer.

Manchmal setze ich einen Fuß in den Regen, um zuzusehen, wie der Stoff meiner Schuhe sich dunkel färbt. Um zu fühlen, wie meine Zehen kalt werden und Gänsehaut meinen Fußrücken überzieht. So ist es doch viel echter.

Manchmal fühle ich mich weit weg und irgendwie fremd. Dann sitze ich zwischen den lauten Gesichtern meiner Freunde und wundere mich über die Dinge, die sie sagen. Ich lache trotzdem. So ist es doch viel leichter.

Manchmal möchte ich schreien über die Dinge, die ich tue. Aber ich lasse es. So ist es doch viel stiller.

Und in der Stille fühle ich mich zu Hause.

Momentaufnahme Nr. 10 – Mann hinter Glas

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Gibt es in eurem Leben Menschen, die euch immer wieder über den Weg laufen? Über deren Gesichter ihr in der Masse stolpert, obwohl ihr nicht einmal ihre Namen wisst? Diese kleinen Inseln in der Anonymität des Alltags finde ich besonders wichtig.

Nicht weit von unserer Wohnung entfernt und in einer ruhigen Seitenstraße gelegen, befindet sich ein Pflegeheim mit großen Glasfenstern. Die spiegelnde Oberfläche zieht sich bis direkt auf den Boden, wodurch vorbeigehende Passanten hinein- und die Bewohner hinaussehen können. Das Heim liegt direkt auf dem Weg zur Universität, daher lief ich dort das erste Mal im Oktober 2010 zum Studienbeginn vorbei.

Es war kalt, nass und dunkel und ich war noch sehr unglücklich mit unserer Wohnsituation. Wir zogen von unserer schönen und gemütlichen Wohnung in Berlin in den tiefsten Westen Deutschlands, geradewegs in eine Baustelle. Gut, rückblickend muss ich sagen, dass ich unsere alte Wohnung vermutlich schöner und gemütlicher in Erinnerung habe, als sie eigentlich war. Schließlich lebten wir in einem Plattenbau und hatten eher angsteinflößende als freundliche Nachbarn, aber die erste Wohnung mit dem Freund ist dennoch etwas Besonderes und wird es in meiner Erinnerung immer bleiben. Unsere neue Wohnung im Westen war jedoch nicht renoviert und in einem schrecklichen Zustand. Dazu kamen Kartons, halb aufgebaute Regale, Haufen von abgefetzter Tapete und Bauschutt. Zu Beginn stand noch nicht einmal die Küche, weshalb wir auf dem Boden aßen und auf einem Herd kochten, der einsam und verloren mitten in dem gähnend leeren Raum stand und das einzige Mobiliar darstellte.

„Konzentriert euch erst einmal auf die Küche“, riet meine Mutter. „Wenn ihr einen Raum fertig habt, habt ihr einen kleinen Zufluchtsort. Dann sitzt du mit einem Tee gemütlich am Tisch, schaust aus dem Fenster und wunderst dich, wie wohl du dich mit einem Mal fühlst.“

Mir fehlte meine Familie und ich fühlte mich nicht gut bei dem Gedanken, sie in dieser schwierigen Situation verlassen zu haben. Meine Mutter kämpfte gegen den Krebs und ich ging ans andere Ende von Deutschland, um ein Fach zu studieren, das einen so langen Namen hatte, dass man sich unwillkürlich fragte, was man eigentlich damit anfangen sollte. War es eine dumme Idee gewesen, fort zu gehen? Hätte ich lieber bleiben und abwarten sollen? Lies den Rest dieses Beitrags

Erzähl mir deine Geschichte – Robert

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Ich traf Robert an seinem Arbeitsplatz, einem kleinen und alteingesessenen Bestattungsinstitut im Westen Deutschlands. Er übernahm den Betrieb seines Vaters, nachdem er seine Lehre als Tischler abgeschlossen hatte. Inzwischen ist Robert Ende Vierzig, hat zwei Kinder und führt eine glückliche Ehe. Er blickt auf über zwei Jahrzehnte Bestattererfahrung zurück.

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Ich bin ein wenig unsicher, was ich sagen soll. Bisher hat mich noch nie jemand um ein Interview gebeten. Also ich heiße Robert, bin 48 Jahre alt und habe mit meiner Frau zwei Kinder. Wir leben hier gut, es ist eine schöne Gegend, um Kinder aufzuziehen. Wir sind unglaublich schnell  im Grünen und haben trotzdem eine gute Anbindung an das Stadtzentrum. Meine Kunden schätzen die Ruhe, die von diesem Viertel ausgeht. Das ist auch sehr wichtig für die Gespräche, die ich mit ihnen führe, da wäre eine Lärmfassade wie in der Großstadt oder an der Hauptverkehrsstraße eher hinderlich. Lies den Rest dieses Beitrags

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